Broschur, 126 Seiten, Suhrkamp, 2018 (Erstauflage 2004), ISBN 978-3-458-24143-0

Broschur, 126 Seiten, Suhrkamp, 2018 (Erstauflage 2004), ISBN 978-3-458-24143-0

 

Manfred Osten

Das geraubte Gedächtnis

Digitale Systeme und die Zerstörung der Erinnerungskultur

Als die Gefährten des Odysseus von den Lotophagen bewirtet werden, vergessen sie alles und denken nicht daran, in ihre Heimat zurückzukehren. Mit Gewalt müssen sie aufs Schiff gebracht werden, um die Heimreise fortzusetzen.
Dieser Mythos markiert den Beginn einer Geschichte des Vergessens, die die Entwicklung der menschlichen Kultur, die eine des Erinnerns ist, begleitet hat und die heute mit der schwindenden Nachhaltigkeit digitaler Systeme und ihrer vermeintlich unermeßlichen Speicherkapazität einen neuen Höhepunkt erreicht.
Bereits Goethe rief dazu auf, der Destruktion des Gedächtnisses entgegenzuwirken, und im 19. Jahrhundert versuchte die Romantik, durch die Hinwendung zum Mittelalter und zur Volksdichtung das kulturelle Gedächtnis, das teilweise bereits verloren war, zurückzugewinnen, während die ausschließlich an der Zukunft orientierten Ideologien die Weltgesellschaft lediglich ökonomisch optimieren wollten – ein Konzept, das seine Geltung grundsätzlich bis zur globalen Wirtschaftsgesellschaft des 21. Jahrhunderts behalten hat. In der Hirnforschung, in der Gerontologie und der Gentechnik gewinnt die Erforschung des menschlichen Gedächtnisses, des Erinnerns und des Vergessens, ganz neue Dimensionen.


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