Johann Wolfgang von Goethe

Ein Essay von Manfred Osten

Als einer der ersten fürchtete Goethe die „wie vom Teufel gerittene“ Beschleunigung aller Lebensverhältnisse in der Globalisierung. Er setzte auf die Natur, auf Entschleunigung und auf die Wiederbelebung der vita contemplativa als Gegenkräfte.

Goethe hat es der Nachwelt überlassen, den „Faust“ als die Tragödie der Mobilmachung zu deuten. Eine Mobilmachung, die im Zeichen einer möglichen Klimakatastrophe den Blick frei gibt auf den abgründigen, bislang kaum bemerkten Quellgrund des Goethe’schen Verständnisses des „Veloziferischen“ – Goethes Neubildung aus „Velocitas“ (lat. „Eile“) und „luziferisch“ (teuflisch). Denn was Goethe mit diesem Begriff 1825 in seinem (nie abgesandten) Schreiben an seinen Großneffen Nicolovius in Berlin erhellt, ist durchaus bereits das Kainsmal der Moderne: Die irreversible Entfesselung „einer von Weltteil zu Weltteil springenden“ Mobilität in allen Lebensbereichen, die Kafka später als „rasenden Stillstand“ bezeichnen wird.