Broschur, 164 Seiten, Residenz Verlag, 1987

Broschur, 164 Seiten, Residenz Verlag, 1987

 

Herausgegeben von Jochen Jung

TRÄUME

Literaturalmanach 1987

Träume sind das ganz andere. Selbst wo sie Rudimente des Gelebten und Gesehenen zeigen, bleibt ihr Zusammenhang fremdartig und seltsam, ihre Sprache ein adamitisches Esperanto, in dem uns einzelne Wörter bekannt vorkommen, der Sinn des Ganzen aber undurchsichtig. Sie nachzuerzählen ist ungefähr so einfach wie die Nacherzählung eines Musikstücks. Und doch: so unwirklich sie uns auch scheinen, sie haben jeder noch so phantastischen Erzählung eines voraus: daß sie nämlich wirklich waren. Nacht für Nacht öffnet ein heimlich-unheimliches Kino seine Pforten und zeigt - auch wenn keiner zuschaut - unbekannte Filme, deren Regisseure wir selbst sind. Kein Wunder also, daß es immer wieder reizt, die Träume in unsere Sprache zu übersetzen, diese Palimpseste, in denen Ahnung und Erinnerung, Ängste und Lüste übereinandergeschrieben sind, wieder auseinanderzubuchstabieren, nach ihrem Sinn zu stöbern (denn nichts beunruhigt uns mehr als das Sinnlose), sie zu deuten. Auguren und Analytikern, vor allem aber Dichtern sind Träume immer Stoff gewesen, nächtliche Botschaften, deren Code zu entschlüsseln die einen ebenso reizt, wie es die Wahrheit der anderen bleibt, das Geheimnis Geheimnis sein zu lassen.

J. J.


Mit Beiträgen von:

Friedrich Achleitner, Ursula Adam, Ilse Aichinger, Rudolf Bayr, Günter Brus, Manfred Chobot, Gisela Corleis, Robert Creeley, Martin R. Dean, Michael Donhauser, Ernst-Jürgen Dreyer, Erwin Einzinger, Helmut Eisendle, Péter Esterházy, Zsuzsanna Gahse, Reinhard P. Gruber, Henning Grunwald, Rolf Haufs, Peter Henisch, Harald Kaas, Diana Kempff, Sarah Kirsch, Alfred Kolleritsch, Gerhard Köpf, Otto Kreiner, Helen Meier, Inge Merkel, Herta Müller, Andreas Okopenko, Manfred Osten, Gerhard Rühm, Einar Schleef, Jutta Schutting, W. G. Sebald, Gabriele Talib, Josef Winkler